Hier der Zeitungsartikel aus der MOZ:

Kulturleben: Poetry Slammerin aus Rüdersdorf teilt ihre Gedichte am Kalkseeufer
Lust auf einen Poesie-Spaziergang? Etta Streicher, Poetry Slammerin aus der Gemeinde, hat am
lokalen Teilstück des 66-Seen-Wanderwegs in Rüdersdorf Gedichte aufgehängt.
Normalerweise steht sie mit ihren Werken auf der Bühne. Ganz egal, wie diese beschaffen ist, denn
Bühne kann bekanntlich vieles sein. Gerade beim Bereich Poetry Slam, in dem sie vordergründig
verwurzelt ist. Doch seit März, als ein neuartiger Virus sich von Land zu Land ausbreitete, die
ganze Welt in Atem hielt und auch in Deutschland rund drei Monate das öffentliche Leben sogar
nahezu gänzlich lahm legte, hat Etta Streicher aus Rüdersdorf kaum mehr auf einer Bühne
gestanden. „Drei Auftritte“, gerade mal so viel waren es laut ihrer Aussage seit dem Frühjahr,
obwohl sich den Sommer über die Lage ja etwas entspannt hatte. Drei gegenüber etwa 50, die es
sonst gewesen wären. Einen vierten Termin hatte sie unlängst als Livestream absolviert – „und
feststellen müssen, dass das nicht meins ist“. Nicht alles im Kulturbereich lässt sich einfach so in
rein digitale Formate übertragen.
Aktion „Poesie am öffentlichen Baum“
Etta Streicher, Jahrgang 1977, aufgewachsen in der Umgebung von Frankfurt am Main, ist
allerdings kein Mensch des Klagens. Sondern einer der Kreativität. Mit der Mikroförderung, die das
Land Brandenburg für einfallsreiche Kulturschaffende aufgelegt hat, die in der Krise alternativ
etwas umsetzen wollen, hat sie nun die Aktion „Poesie am öffentlichen Baum“ gestartet. In derenRahmen hängen nun etliche Gedichte von ihr an Bäumen entlang dem örtlichen Teilstück des 66-
Seen-Wanderwegs. Angefangen hatte sie vor einigen Wochen am Uferweg des Kalksees unterhalb
in Richtung Woltersdorf, eine weitere Poesie-Wanderung der besonderen Art ist im Bereich
Museumspark und Kesselsee zu finden. „Voriges Wochenende bei dem wunderschönen Wetter war
ich mit meiner Tochter dann noch am Großen Stienitzsee zum Aufhängen unterwegs“, so dass sich
der Gedicht-Spaziergang nun bis Hennickendorf erstreckt.
Mit Siebdruck auf alte Leinenstoffe
Mittels Siebdruck hat sie die ausgewählten Stücke auf alte Leinenstoffe gebracht, die wiederum mit
Nussschalen oder Brennessel und Goldrute eingefärbt sind. Die Befestigung an den Trägerbäumen
erfolgt mit Hilfe ausrangierter Damenstrumpfhosen, die sie sich aus der Rüdersdorfer
Kleiderkammer geholt hat. „Warum sind Sie denn nicht früher gekommen? Davon haben wir schon
so viel weggeworfen“, sei sie dort mit ihrer Nachfrage empfangen worden. Die Strumpfhosen seien
für diesen ungewöhnlichen Verwendungszweck gutes Material: Einerseits dehnbar, da es sich mal
um alte und dicke, mal um jüngere Bäume mit geringerem Stammumfang handelt. Und in der
Eigenfärbung mit dem leichten Braunton auch so, dass sie gut mit der Baumrinde und den
Leinenstoffen harmonieren.
Etta Streicher ist mit ihren Programmen üblicherweise bundesweit und teils sogar im Ausland
unterwegs. 1999 begann ihr Weg als freischaffende Poetin, Schauspielerin und Moderatorin, zu
finden auf Theaterbühnen, bei Straßentheateraktionen, in der Verbindung von lyrischem Schaffen
und Performance. An der Schule für Clowns hat sie eine Ausbildung gemacht, wirkte in den frühen
Jahren nach der Jahrtausendwende in mehreren Produktionen des Mainzer Teatro d’Arte Scarelle
und des österreichischen Theaters Die Kiste mit, ist aber daneben seit gut 20 Jahren in der
florierenden Poetry-Slam-Szene unterwegs, um auf verschiedensten Lesebühnen mit eigenen
Werken aufzutreten.
Seit 20 Jahren in der Poetry-Slam-Szene unterwegs
Mal allein, mal gibt es besondere Projekte mit verschiedenen Partnern, sei es 2004 Piano & Poesie
mit Christof Waibel bei „Augenlieder“ (Programm und CD) oder mit der Zeichnerin &
Trickfilmerin Rebecca Blöcher seit 2010 unter anderem mit einem Trickfilm. Ihre Vorliebe für
eigenwillige Theaterformen konnte sie auch bei mehreren Projekten in dieser Richtung seit 2013
ausleben.
Mittlerweile seit zehn Jahren, lose angedockt auch an den Wiesenzirkus Bunterhund, ist Rüdersdorf
zum neuen Heimatort geworden. Eine Basis, von der sie ausschwärmen kann, manchmal auch
mehrere Monate: „Rüdersdorf ist komfortabel, viel Freiraum und doch ganz nah dran am Puls der
Hauptstadt“, wie sie die Vorzüge des Standortes vor den Toren der Großstadt im Grünen schätzen
gelernt hat. Insbesondere, seit ihre Tochter, inzwischen knapp fünf Jahre alt, auf der Welt ist und so
ein Ankerplatz doppelt Sinn macht.
Rüdersdorf als Basis zum Ausschwärmen
Der Nachwuchs war auch dabei und der Mutter behilflich, als diese am vorigen Wochenende
weitere Gedichte im Raum Stienitzsee an die Bäume brachte. „Da trafen wir auf eine Gruppe
Radfahrer, die hatte sich schon von Rüdersdorf her den Weg mit den Gedichten vorgenommen, warsehr angetan.“ Wobei natürlich aufgefallen sei, dass sich einiges wiederholte – 15 verschiedene
Gedichte sind es, die Etta Streicher ausgewählt hat. Passend zu dieser sehr speziellen Situation
aufgrund von Corona. Manches sehnsuchtsvoll, manches aufmunternd, anderes fragend: Wer bin
ich? Wer sind wir? Wohin wollen wir? Also vom ganz Persönlichen bis zu den großen
Fragezeichen, dem kritischen Überdenken von Gewissheiten und eingeschliffenen Lebensweisen,
die auch gesamtgesellschaftlich seit dem Frühjahr leuchten.
Spiel mit der Sprache
Die Poetin, das ist den mal ganz kurzen, mal drei oder vier längere Strophen umfassenden Werken
anzumerken, liebt das Spiel mit Sprache, das immer neue Zusammenfügen von Worten, das
Experimentieren mit Doppel- und Mehrdeutigkeiten, Pausen, auch mal dem brechen
herkömmlichen Leseflusses. Nicht ganz zufällig ist auch die Auswahl der Bäume, die ihre Gedichte
nun zieren. Bei dem einen hatte jemand ein Herz in den Stamm geritzt, das nun unterhalb des
Leinenstoffes sofort mit ins Auge fällt. Und bei einem anderen gibt es wohl kaum einen
passenderen Hängeort für ein Gedicht mit dem Titel „lieben und haben“ als zwei Bäume, die
scheinbar in inniger Zuneigung etwas miteinander verschlungen sind. „Ich sehe sie wie Lieder“,
sagt die Verfasserin über ihre Werke, „einige haben nach ein paar Jahren ihr Verfallsdatum, einige
kriegen aber eine Art Evergreencharakter, sind zeitlos“.
Gedichte mit Verfallsdatum oder Evergreencharakter
Mit ihrer Anfrage sei sie im Rüdersdorfer Rathaus offen empfangen worden, erzählt sie dankbar.
Geplant sei, die Gedichte jetzt bis in die Weihnachtszeit, wenn noch einmal mehr Spaziergänger
unterwegs sind, hängen zu lassen. Sofern die Stücke, die sie regelmäßig kontrolliert, das
mitmachen. Am Kalksee waren zehn Gedichte nach einigen Tagen verschwunden, mussten
nachgehängt werden. Eine aufmerksame Anwohnerin meldete sich aber auch bei ihr, weil sie ein
Werk gerettet hatte, dessen Strumpfhosen-Verankerung am Baum sich – offenbar bei einem Sturm –
gelöst hatte. Auch mit diese Frau kam die Poetin näher ins Gespräch, so wie mit anderen, die
interessiert innehalten. „Ich lebe vom Publikum“, betont Etta Streicher. Nur finden Begegnung und
Austausch bei diesem Mini-Projekt auf etwas andere Weise statt.
10.11.2020 Rüdersdorf
Von Thomas Berger
########################################################################################
Liebes Publilkum!
Ich laß Dich diesen Herbst in Ruhe….
….meine Gedichte an Bäumen entdecken!
Wo? entlang des 66-Seen Wanderwegs in Rüdersdorf.
– also nix wie ab in den Wald am See! Kalksee Rüdersdorfer Seite und Stienitzsee Tasdorfer Seite.
#
Hier findet ihr sie:
#
#
Spenden für das Projekt unter paypal freunde: feefee@gmx.net
Wer übrigens einen Druck haben möchte – meldet sich einfach bei mir unter ettastreicher@gmx.de
Sagt mir welches Gedicht dann sage ich, ob es noch verfügbar ist und was es kosten soll und ich lasse es euch zukommen….
Viele Gedichte von mir in einem Buch gibt es hier…auch ein tolles Weihnachts- oder Lockdowngeschenk…
…ach ja und: liebe Wildtiere! Wenn ihr euch ein Gedicht mit in eure Höhle genommen habt, dann schickt mir doch ein Foto, wo ihr es hingehängt habt und gerne eine Spende. Ich emfehle 5-10€ für die kleinen und 10-25€ für die größeren. Viel Spaß damit.
#
#
#
#
#
September 2020:
Hurra! ein Mikrostipendium des Landes Brandenburg ermöglicht nun folgendes Projekt:

Poesie am öffentlichen Baum
66 Gedichte entlang des 66-Seen-Wanderwegs
Ich schreibe Gedichte und bringe diese üblicherweise in kleinen Inszenierungen auf die Bühne – im gesamten deutschsprachigen Raum.
In der aktuellen Lage möchte ich die Inszenierung gerne der wunderschönen brandenburger Natur überlassen, genauer gesagt den Bäumen, die den Vorbeilaufenden meine Texte zum leise oder laut Lesen anbieten.
Aus einer Auswahl meiner Gedichte werde ich 66 Drucke erstellen, die ich entlang des 66 Seen Wanderwegs im Abschnitt zwischen Strausberg und Woltersdorf an Bäumen aufhänge.
Die Gedichte werde ich mit der Technik des Siebdruckes auf alte Leinenstoffe drucken und mit elastischen Bändern an Baumstämmen befestigen. Die Drucke sind wetterfest und die Bäume werden dank der elastischen Bänder keinen Schaden nehmen.
(Das ist ein ganz klein wenig wie das Prinzip des Mundschutzes, der dieser Tage getragen werden muß…)
So können sich LeserInnen eine Gedichtsammlung erwandern.
Oder eben WandererInnen am Wegesrand unverhofft Gedichte entdecken.
Der Naturraum wird zum Kulturraum und umgekehrt begibt sich die Kultur in die Natur.
Alles unter freiem Himmel – bei dem auf dem Wanderweg ohnehin schon gegebenen Hygienekonzept – eigenständiger gesunder Menschenverstand…
Poesie und Natur sind meines Erachtens zwei Bereiche, die jeder für sich einen philosophischen Raum in den Betrachtenden öffnen und in diesem Projekt zusammenspielen dürfen.
Denn: Was eignet sich besser für das Erleben eines Gedichtes, als das Innehalten unter einem Baum?
Auf der Website http://www.poesie-am-oeffentlichen-baum.de werde ich die einzelnen Standorte auf einer Karte kennzeichnen.
Die Anbringung der Gedichte erfolgt selbstverständlich nach Rücksprache mit den Bäumen und mit den zuständigen Gemeinden.


************************************************************************
Poesie am öffentlichen Baum
…ist ein aktuelles experimentierfeld…
(hallo! ich bin etta, ich mache poesie)
…die meiste zeit ihres lebens sind meine texte zwischen buchdeckel gepresst, in ordnern abgelegt, an pinnwände gepinnt, sie langweilen sich in mappen und stapeln und notizbüchern …
…aber…
…die texte wollen raus in die welt, wollen sehen und gesehen werden!
deshalb entstand die aktion „poesie am öffentlichen baum“, siebdrucke der texte die nach bäumen an orten suchen, an denen sie im öffentlichen raum stattfinden dürfen.
die bisherigen drucke sind von texten aus dem lyrikband „menschenfressereins„.
es geht langsam, aber voran. bisher wurden texte ausgesetzt in feldkirch und wien und darmstadt und ober ramstadt und in bröllin und auf la gomera und in new york, hannover und natürlich in berlin.
in meiner heimatstadt, dem etwas verschlafenen bad soden am taunus…nach einem sehr aufwändigen und recht amüsanten hin-und her mit den behörden vor ort hingen sie dort nun legal und nur für kurze zeit an schutzgittern um bäume, da ein genehmigtes anbringen direkt am baum nicht möglich war…(es könnte nachahmer geben, die verkehrssicherheit wird gefährdet etc.pp) in bad soden also: „poesie am schutzgitter um den öffentlichen baum“ mit kostenpflichtiger genehmigung und androhung einens bußgeldes bei überscheiten des vereinbarten zeitraums- auch gut.
…und poesie am öffentlichen baum geht weiter…wenn es orte bzw. bäume gibt, die darauf warten, freue ich mich über eine nachricht- ich komme vorbei oder ich schicke material…
(bescheid sagen: ettastreicher@gmx.de 0176-708086zehn)
…bald gibt es noch mehr dazu unter http://www.poesie-am-oeffentlichen-baum.de